Stand der Dinge im Dezember 2022

Der Aufreger des Monats

#AfghanischeFrauen

Afghanistan – ein Land, das seit Jahren in den Medien präsent ist und uns auch heute beschäftigt, denn die Zivilbevölkerung leidet massiv unter der Vorherrschaft der Taliban. Im Moment liegt der Fokus ganz besonders auf den afghanischen Frauen. Am 15. August 2021 übernahmen die Taliban erneut die Macht in Afghanistan. Die Taliban entstanden Anfang der 1990er Jahre: Sie waren ein Zusammenschluss von aus Pakistan zurückgekehrten paschtunisch-afghanischen Flüchtlingen und Kriegsveteranen gegen die damals noch bestehende Sowjetunion. Bis heute gelten sie als insbesondere für die afghanische Zivilbevölkerung gefährliche Islamisten und in Afghanistan nehmen die Unruhen kein Ende. Quelle Die genaueren Hintergründe könnt ihr auch hier in unserem Artikel vom September 2021 nachlesen, denn bereits damals war das Thema von enormer Relevanz.

Aktuell kursieren Millionen von Fotos und Videos im Netz von Mädchen, die weinen und flehen, zur Schule gehen zu dürfen, von Müttern, die sich sehnlichst einen Sohn wünschen, nur um nicht noch einer Frau dieses Leid anzutun, und von Menschen auf der ganzen Welt, die darauf drängen, dass sich etwas ändern muss. Doch was für Zustände herrschen denn eigentlich aktuell in Afghanistan?

Zuletzt sorgte ein Hochschulverbot für Studentinnen für Entsetzen und als sich die Taliban dann letzte Woche für ein Arbeitsverbot für Frauen in Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aussprachen, wurden viele Stimmen erneut laut. Das Verbot sorgte für weltweite Empörung und Angst, wie weit die Taliban ihre Macht noch ausnutzen werden. Infolgedessen kündigten mehrere internationale Hilfsorganisationen, wie beispielsweise Welthungerhilfe, die Caritas an, ihre Arbeit dort umgehend auszusetzen, und auch die Organisationen Care und Save the Children teilten laut Tagesschau zusammen mit der Norwegischen Flüchtlingshilfe in einer gemeinsamen Erklärung mit, dass sie ihre Arbeit vorerst mit der Begründung einstellen werden, dass sie „[…] Kinder, Frauen und Männer in dringender Not nicht ohne unsere weiblichen Angestellten erreichen [können]“.

Vertreter von Hilfsorganisationen, wie beispielsweise Florian Westphal von Save the Children, fürchten, dass durch das Arbeitsverbot und die dadurch fehlenden weiblichen Arbeitskräfte und Organisationen, die ihre Arbeit vorübergehend komplett eingestellt haben, vor allem sehr viele Kinder, aber auch Erwachsene nicht überleben werden. Quelle

Annalena Baerbock veröffentlichte auf Twitter ein Statement, in dem sie Bezug auf die aktuelle Situation nimmt. Am 25. Dezember schrieb sie Folgendes: „Wir werden nicht akzeptieren, dass die #Taliban die Humanitäre Hilfe zum Spielball ihrer Frauenverachtung machen. Sie rauben der Hälfte der Bevölkerung ein weiteres Grundrecht, brechen humanitäre Prinzipien und gefährden die lebenswichtige Versorgung der Menschen. […]“

In einem Video über eine afghanische Familie, das die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte, sagte ein verzweifeltes junges Mädchen: „Ich wünschte, Gott hätte Frauen nie erschaffen“. Dieser Satz des Mädchens zeigt sehr eindrucksvoll das Ausmaß des Leids, das sie tagtäglich erlebt. In dem Video erzählt sie außerdem, dass sie so gerne – ebenso wie ihr älterer Bruder – auf eine Universität gegangen wäre, doch inzwischen darf sie nicht einmal mehr eigenständig das Haus verlassen.

Am vergangenen Dienstag folgte nun eine Erklärung seitens des UN-Sicherheitsrates. Dieser verurteilte die Entscheidungen aufs Schärfste und forderte die Taliban auf, die Verbote und Einschränkungen umgehend zurückzunehmen.

Wir hoffen sehr, dass sich die Lage in Afghanistan bald ändert und dass dort irgendwann wieder der Tag kommt, an dem es in Familien heißt: „Hurra, ein Mädchen wurde geboren!“.