#Öffentlichkeitsarbeit
CW: Sexualisierte Gewalt/K.-o.-Tropfen
Seit 2016 spreche ich öffentlich darüber, dass ich unter dem Einfluss von K.-o.-Tropfen vergewaltigt wurde. Im Laufe der Jahre habe ich leider auch einige negative Erfahrungen im Umgang mit der Presse gemacht und musste vieles auf die harte Tour lernen. Deshalb ist es mir wirklich ein großes Anliegen, darüber aufzuklären und Tipps zu geben, wie man Öffentlichkeitsarbeit als Betroffene von sexualisierter Gewalt machen kann und auf was man achten sollte.
Ein gewisses Maß an Sensibilität und Feingefühl der Thematik und euch als Betroffenen gegenüber von Seiten der Medienvertreter*innen ist eine Grundvoraussetzung! Wenn das nicht gegeben ist, rate ich euch eindringlich von einer Zusammenarbeit ab, um euch selbst zu schützen und nicht retraumatisiert zu werden. Die goldene Regel hier ist: Hört auf euer Bauchgefühl, achtet auf eure Grenzen und sorgt dafür, dass diese eingehalten werden. Macht euch bewusst, dass es möglicherweise auch zu einer Retraumatisierung kommen kann, wenn ihr über die sexualisierte Gewalt, die ihr erfahren habt, beispielsweise vor einer Kamera sprechen müsst.
Seid euch darüber im Klaren, dass Journalist*innen/Fernsehredakteur*innen trotz aller Empathie und Sympathie ihren Job machen und Geld verdienen wollen. In erster Linie sind sie nicht deine Freund*innen, sondern für sie zählen Aufmerksamkeit/Quote/Clicks, die generiert werden können. Dieselben Medien-Vertreter*innen, die sich beim einen Mal für euch einsetzen und stark machen, können euch bei der nächsten Gelegenheit komplett ignorieren, wenn sie das Gefühl haben, die Story könnte keine Aufmerksamkeit bekommen oder im Moment nicht gut ankommen.
Wichtig ist außerdem, absolute Kenntnis über die rechtliche Situation und die entsprechende Fachterminologie euren Fall betreffend zu besitzen, damit eure Glaubwürdigkeit nicht angezweifelt wird (die Glaubwürdigkeit der Opfer wird extrem häufig in Frage gestellt – mehr Infos dazu findet ihr in dem Text zu Falschbeschuldigungen).
Bei Printmedien würde ich euch empfehlen, immer eine Autorisierung des gesamten Textes zu verlangen, damit es später nicht zu bösen Überraschungen kommt. Und stellt euch auch darauf ein, dass es passieren kann, dass ihr euch überwindet und der Presse eure Geschichte (möglicherweise zum ersten Mal) erzählt und dann aber (fast) alles rausgeschnitten wird oder eure Geschichte gar nicht verwendet wird.
Ich habe außerdem über genau dieses Thema in der Podcast-Folge „Gegen den Vergewaltigungs-Stempel: Wie Nina Fuchs für Betroffene kämpft“ mit Bianca Jancovska vom „Tired Women“-Podcast gesprochen. In der Folge geht es darum, wie Betroffene von sexualisierter Gewalt in der medialen Öffentlichkeit für Gerechtigkeit kämpfen können, ohne selbst auszubrennen und die Kontrolle über die eigene Geschichte zu verlieren. Hier könnt ihr euch die Folge anhören, wenn ihr euch noch in das Thema vertiefen wollt.
Wenn ihr noch Fragen dazu habt, meldet euch gerne unter info@ko-ev.de