Stand der Dinge im September 2022

Wir sind kein Opfer!

Im September 2022 mit Katharina Nägele

CW: Sexualisierte Gewalt

Hallo, ich heiße Katharina Nägele und bin 29 Jahre alt. Ich wuchs bis zu meinem 17. Lebensjahr auf einem Hof auf, wurde in dieser Zeit extrem autoritär erzogen und lebte ein Leben bestimmt von körperlichem und emotionalem Missbrauch und sexualisierter Gewalt. Mit 23 erlebte ich dann die Vergewaltigung unter K.-o.-Tropfen mit drei Tätern. Mit 25 bedrängte mich ein Bekannter – dreimal Nein zu sagen, reichte nicht aus, dass er mich in Ruhe ließ. Er belästigte mich so lange, bis ich es einfach über mich habe ergehen lassen. Mein Leben fühlt sich dadurch wie eine andauernde Achterbahnfahrt an – mit der PTBS auf der einen und der Angststörung auf der anderen Seite.

Vor einiger Zeit wurde ich auf Nina und die KO-Community aufmerksam. Seit diesem Zeitpunkt möchte ich endlich laut werden, für mich einstehen und anderen helfen. Ohne genau zu wissen, was mich erwartete, machte ich mich auf den Weg nach Berlin auf das Community-Wochenende im Diversity Lab. Und ich möchte euch gerne von diesen drei wundervollen Tagen erzählen, die mein Leben unendlich bereichert haben.

Am ersten Tag kamen nach und nach alle an und lernten sich erst einmal kennen. Erholt nach der ersten Nacht und einem tollen Frühstück trafen wir uns in kleinen Gruppen im Sharing Circle, danach genossen wir im Sonnenschein traumasensitives Yoga mit Mai. Später war ich in der Kunsttherapie mit Claudia, während parallel dazu Nina über Öffentlichkeitsarbeit sprach. Nach dem Mittagessen lernten wir mit Jasmin WenDo kennen.

Zusammen ließen wir den ersten Abend ausklingen, trafen uns am Lagerfeuer und einige gingen zum Schwitzen in die Sauna. Am nächsten Tag ging es weiter mit Alice‘ Workshop über Resilienz. Später versammelten wir uns im großen Sharing Circle und tauschten uns über die gemeinsam erlebte Zeit aus, dann verbrachten wir zusammen noch einen wundervollen Tag. Die Verabschiedung war so unendlich schön, in kürzester Zeit sind völlig Fremde zu Freund*innen geworden und haben bis zur letzten Sekunde zusammen gelacht und jeder hat sich innig voneinander verabschiedet, wie eine große Familie.

Ich habe so viel Kraft getankt, fühle mich nicht mehr allein und bin dankbar dafür, so viele unendlich starke Menschen getroffen zu haben, die mich tief berührt haben. Ein Wochenende und ich habe wieder Luft zum Atmen. Kraft um weiter an meinem Traumafolgestörungen zu arbeiten und selbstwirksam mein Leben zu bestreiten.

Zum Schluss kann ich euch nur eines sagen: Jeder Anfang ist schwer, doch jedem Anfang wohnt ein Zauber inne und es wird sich unendlich lohnen.

XoXo Kate