Stand der Dinge im November 2021

Der Aufreger des Monats

#Modewelten

CW: Sexualisierte Gewalt

Auf Platz 1 für den Aufreger des Monats schaffte es im November der Modeschöpfer Wolfgang Joop mit seinem furchtbaren Statement in einem Spiegel-Interview vor ungefähr zwei Wochen, am 12. November 2021. Er sagte wörtlich: „Ich habe bei Lagerfelds Tod geweint, weil diese Welt so wunderbar frivol und frigide war.

Alles war käuflich. Die Agenturen gaben die Schlüssel zu den Zimmern der Models, die nicht so viel Geld brachten, an reiche Männer. Und wenn sich ein Mädchen beschwerte, hieß es: Wir können auch auf dich verzichten.“ Darauf der Spiegel: „Das ist doch fürchterlich!“ Und Joop: „Ja. Aber wirklich schön ist die Modewelt nur, wenn es auch Sünde gibt.

Judith Rahner schreibt dazu sehr treffend auf Twitter: „Die Selbstverständlichkeit, mit der Modemacher Joop hier Gewalt an Frauen und Zwangsprostitution verharmlost, ist an Menschenverachtung kaum zu überbieten. Macht der sich nicht mindestens als Mitwisser mit solchen Aussagen strafbar? Unerträglich!“ Traurigerweise ist dem tatsächlich nichts mehr hinzuzufügen.

Leider ist bis heute sexualisierte Gewalt in der Modewelt gang und gäbe. Vice Deutschland veröffentlichte am 21. November auf ihrem Instagram-Account ein Interview mit einem internationalen männlichen Topmodel, der anonymisiert von der psychischen und sexualisierten Gewalt erzählt, die er im Laufe seiner Karriere erlebt hat: „Du musst nur den Schwanz von diesem Typen lutschen oder Sex mit dieser Person haben oder etwas Unanständiges tun, und du hast wirklich Erfolg in dieser Branche, sehr schnell.“ Er spricht auf erschreckende Weise über die vermeintliche „Glamour-Welt“ der Modeindustrie, wie er ausgebeutet, sexuell missbraucht, belogen und respektlos behandelt wurde und was für verheerende Konsequenzen das für seine psychische Verfassung hatte. Umso bitterer und zynischer wirken vor diesem Hintergrund Joops Tränen, als er der „guten alten Zeit“ hinterherweint.

Drei Tage später veröffentlichte der Spiegel eine Entschuldigung von Joop: „Für seine Wortwahl im Gespräch mit dem SPIEGEL wolle er sich bei all jenen entschuldigen, die dies verärgert oder verletzt habe. Ihm sei wichtig zu betonen, dass er jegliche Form von Machtmissbrauch und Gewalt damals wie auch heute zutiefst ablehne‘. Die respektvolle Behandlung eines jeden Menschen stehe für ihn innerhalb als auch außerhalb der Branche an erster Stelle.

Ach so, ja dann war das wohl alles ein großes Missverständnis, Wolfgang… Puh, was will man da noch sagen! Verantwortung übernehmen geht auf jeden Fall nicht so.