Im Juli mit Tomke Barfknecht
CW: Sexualisierte Gewalt
Mein Name ist Tomke, ich bin 35 Jahre alt, arbeite als Fitnesstrainerin und bin Mama von zwei wunderbaren Mädchen. Diese beiden sind der Hauptgrund, warum ich jeden Tag kämpfe… Auf der einen Seite meinen ganz eigenen Kampf gegen das Trauma und auf der anderen Seite kämpfe ich dafür, dass wir Betroffenen endlich gehört werden. Ich möchte, dass Betroffenen von sexualisierter Gewalt geglaubt wird und dass sie Gerechtigkeit erfahren.
Ich wurde vor 17 Jahren nach einer Feier von meinem damaligen Arbeitskollegen vergewaltigt. Jahrelang war ich wie erstarrt und verdrängte das Erlebte. Erst zehn Jahre nach der Vergewaltigung, als ich wegen meiner damaligen Essstörung eine Therapie begann, kam alles wieder hoch. Ich fragte mich all die Jahre, was mit mir nicht stimmt, warum ich immer auf alles so extrem reagiere und endlich bekam ich darauf eine Antwort.
Ich machte meine Geschichte letzte Jahr über #MetooGermany öffentlich und bekam sehr viel Zuspruch. Dadurch gestärkt, entschloss ich mich doch noch dazu den Täter mit der Tat in einem „Täter-Opfer-Gespräch“ zu konfrontieren. Er kam nicht, drohte mir aber in einem Schreiben mit rechtlichen Schritten, falls ich weiterhin behaupten würde, er hätte mich vergewaltigt.
Es macht mich immer noch so wütend, dass wir als “Betroffene” nicht nur Angst haben müssen, dass uns zum Beispiel nicht geglaubt wird oder uns eine (Teil-) Schuld suggeriert wird, sondern auch davor, dass der Täter uns wegen Verleumdung anzeigen kann.
Es spielt keine Rolle, was ich anhatte, welchen Beruf ich ausübe oder welches Geschlecht ich liebe…. die Schuld liegt immer bei dem Täter.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Das sollte nicht nur im Grundgesetz stehen, dass sollten wir auch leben.
Nur JA heißt JA!
Ich dachte früher, ich bin nur ein kleines Licht, was kann ich schon ausrichten. Wir „kleinen Lichter“ – alle die, die gegen sexualisierte Gewalt kämpfen, können etwas ausrichten, weil wir uns zu einem großen Licht verbünden und dieses so helle Strahlen kann man irgendwann nicht mehr übersehen und überhören.
Ich habe mir mein Strahlen und mein Leben zurückgeholt und das könnt ihr auch. Ich kämpfe weiter, auch wenn ich oft müde bin. Ich möchte, dass meine beiden Mädchen und alle Kinder dieser Welt in einer sichereren, gleichberechtigteren Gesellschaft aufwachsen dürfen – ohne Angst – dafür bin ich gerne müde…