Im August 2022 mit Peter Schwachhofer
CW: Sexualisierte Gewalt
Ich grüße dich von Herzen. Mein Name ist Peter, ich bin 34 Jahre alt und lebe in Winnenden. Ich bin Experte für Selbstverantwortung und helfe Überlebenden sexualisierter Gewalt sowie allen Menschen, die bereit dazu sind, in die Selbstverantwortung zu kommen.
Vor allem durch Heilkreise, wie meine Kakaozeremonien, Singkreise und dem Survivor Circle. Dort bringe ich Menschen in Kontakt mit sich selbst und ihren Mitmenschen.
Mein Leben begann in einer tiefen Abwärtsspirale. Drogen, Gewalt und Mobbing. Ich habe mich als Opfer dieser Welt gesehen und alles und jeden für meine Misere verantwortlich gemacht. Wie konnte ich auch anders? Wenn ich von meinem neunten bis fünfzehnten Lebensjahr Wochenende für Wochenende von meinem Volleyballtrainer und Lehrer an der Schule sexuell missbraucht wurde. Geboren im „Ghetto von Nürnberg“, wo es bereits Bandenrivalitäten und Schlägereien in der ersten Klasse gab und ich meine erste Zigarette mit zwölf geraucht habe.
Ich brach mein Schweigen das erste Mal mit 27 Jahren während eines Ecstasy-Rausches. Die „Liebesdroge“ ließ mich meinen Schmerz vergessen und ich fühlte mich zum ersten Mal wohl in meiner Haut. Da platzte es eher aus mir raus, als dass es eine bewusste Entscheidung gewesen wäre – zu dem Zeitpunkt noch unwissend, was das Schweigen und die Gewalt in meiner Kindheit und Jugend in mir ausgelöst haben. Der jahrelange Drogenkonsum machte mich schwer abhängig. Doch ich war noch nicht ganz unten angekommen. Auf einem Festival konsumierte ich einen Mix aus verschiedenen Drogen und bekam als „Belohnung“ eine drogeninduzierte Psychose. Kurz darauf wurde ich zu einer neunmonatigen Freiheitsstrafe wegen dem Handel und Besitz von unerlaubten Betäubungsmitteln verurteilt.
Durch diesen Tiefpunkt wurde mir mein Leben wieder geschenkt. Ich stand auf. Ich fing an, Verantwortung für mein Leben zu übernehmen, zeigte den Volleyballtrainer bei der Polizei an. Erzählte mehr und mehr Menschen von den Gräueltaten, die ich erfahren habe. Ich öffnete mich und lernte meine Gefühle zuzulassen und diese anderen zu zeigen. Folgte meinem Herzen, machte eine Yogalehrerausbildung und lebte für ein Jahr als Sevaka (wie ein Mönch) komplett nüchtern im Yoga Vidya Ashram (eine Art Kloster).
Nun ist es vorbei, mich als Opfer zu sehen. Ich bin zwar nicht verantwortlich für das, was in meiner Kindheit passiert ist, doch kann ich JETZT Verantwortung übernehmen, mutig meine Ängste überwinden und meine Stimme erheben.
Es ist Zeit, gemeinsam aufzustehen. Wir sind ganz viele und in uns steckt eine Superkraft, die Berge versetzen wird. Wir haben es in der Hand, das Schattenthema der sexualisierten Gewalt hervorzuholen und eine wirkliche Veränderung in der Welt zu bewegen.
Mögest du glücklich sein.
Peter Schwachhofer