#NurJaHeißtJa
Erst neulich saß ich mit einer Freundin im Café und wir sprachen über ihr letztes Tinder-Date. Sie hatten sich zum gemeinsamen Kochen verabredet. Das Treffen lief gut. Es wurde viel gelacht und schließlich küssten die beiden sich. So weit, so gut. Als er jedoch versuchte, ihr die Hose zu öffnen, bekam meine Freundin ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend.
Sie fühlte sich überrumpelt und verunsichert und fragte sich immer wieder: Was passiert, wenn ich ihn abweise? Obwohl sie es eigentlich nicht wollte, hatten die beiden am Ende des Abends Sex. Viele Menschen kennen solche Situationen, in denen die eigenen Grenzen plötzlich überschritten werden, in denen man sich zum Sex überreden oder es einfach über sich ergehen lässt. Dabei könnte eine einzige Frage schon so viel ändern. Hätte das Date meiner Freundin sie auch nur einmal gefragt, „Ist das okay für dich?“, hätte sie die Situation noch einmal in Ruhe reflektieren können. Sie hätte gewusst, dass es ihm wichtig ist, wie sie sich dabei fühlt.
Und genau darum geht es in der Petition „Ja heißt Ja – Sex ohne Zustimmung ist Vergewaltigung“, die ich gemeinsam mit Vanessa Bell ins Leben gerufen habe und die Kein Opfer e.V. als Kooperationspartner unterstützt. Wir möchten, dass Menschen endlich anfangen, über Konsens zu sprechen. Zudem fordern wir in der Petition eine Änderung des deutschen Sexualstrafrechts nach dem Grundsatz „Ja heißt Ja“.
Ein kurzer Abstecher ins aktuelle Sexualstrafrecht: Seit 2016 gilt der Grundsatz „Nein heißt Nein“. Eine Vergewaltigung ist dadurch strafbar, sobald die betroffene Person ihr „Nein“ zum Ausdruck bringt. Von Zustimmung und Konsens ist hier jedoch keine Rede.
Sei es unter Freunden, in einer Beziehung oder mit einer flüchtigen Bekanntschaft. Es gibt Situationen, in denen es sehr schwer fällt, „Nein“ zu sagen. Bei sexuellen Übergriffen wird die Verantwortung schnell auf den/die Betroffene*n abgeschoben. Fragen wie „Was hattest du an?” oder „Hast du überhaupt ,Nein’ gesagt?” werden vom Umfeld leider immer noch viel zu oft gestellt. Das Modell „Ja heißt Ja” ändert jedoch diese Perspektive. Die Verantwortung, sich über das gegenseitige Einvernehmen abzusichern, liegt hier auf beiden Seiten. So liegt es nicht an der potenziell betroffenen Person, verbal oder nonverbal und vor allem eigenständig „NEIN“ zu sagen. Die Person, die den Sex initiiert, muss selbst aktiv werden und nach Zustimmung fragen. Nur weil jemand nicht „Nein” sagt, wie im Fall meiner Freundin, heißt das nicht, dass der Sex auch gewollt war. Lasst uns endlich normalisieren, über sexuelle Grenzen und Bedürfnisse zu sprechen. Dass Sex immer nur in gegenseitigem Einverständnis stattfindet, kann schließlich nur im Interesse von uns allen liegen.
PS: Unterstützt gerne die Petition! Hier findet ihr auch noch mehr Infos zum Thema Konsens.